Marktfrauen, Ritter, Zauberer und Orks

Kategorie: Pressemitteilungen Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Dezember 2009 Geschrieben von Mandrion

Condra stellt im Festzug das Mittelalter dar

Bericht aus den "Eifeler Nachrichten"

Wie schön, wenn man Edelmann ist und seine Knappen hat. Dann schafft man es sogar in eine Rüstung. Je ärmer der Mensch, umso einfacher die Gewandung. So heißt die Kleidung bei den Fantasyspielern, die in ihrer Freizeit im Mittelalter leben. Im Festzug zur 650-Jahrfeier der Stadt Monschau am Sonntag, 14. September, wird „Condra", der Verein für lebendiges Rollenspiel aus Imgenbroich, mit von der Partie sein. Die Teilnehmer können sich mit ihren Kostümen zwar nicht auf eine Epoche festlegen, aber sie werden sicher ein schönes, quasi-historisches Bild bieten.

Monschau. „Das ist immer sehr unterhaltsam", berichtet „Condra"-Vorsitzender Lars Raasch mit einem Augenzwinkern. Er hofft natürlich, dass möglichst viele der 32 aktiven Mitglieder beim Festzug mitmachen werden. Als Thema hat sich der Verein den mittelalterlichen Markttag ausgesucht, einfach weil sich dort die Schichten mischten. So wird es Marktfrauen geben, den ein oder anderen Landadeligen und Bettler.

Auch wenn es im Mittelalter martialisch zuging: Die „Waffen" der Fantasyspieler bleiben diesmal zu Hause. Sie sehen nämlich für einen solchen Anlass zu unecht aus. Mit richtigen, selbst stumpfen Schwertern agieren die Rollenspieler nämlich nicht. „Blankwaffen setzen ein gewisses Training voraus", erklärt Lars Raasch. In diesem Fall geht es aber mehr um die Schauspielerei.

medien5_1Fast wie im finsteren Mittelalter: Beim Fantasyspiel tauchen die Akteure
in eine geheimnisvolle und manchmal auch gefährliche Welt ein.


Die Fantasyspieler frönen einer Art mittelalterlichem Stegreiftheater; allerdings ohne Publikum. Ihr Hobby orientiert sich weniger an historischen Fakten, sondern an der Fantasyliteratur - und hat mit der neuerlichen Popularität von „Der Herr der Ringe" natürlich einen Schub erfahren. Das Mittelalter gibt den Rahmen -zum Beispiel mit typischen Umgangsformen, der sehr groben Sprache der bäuerlichen Schicht und der hochgestochenen von Adel und Klerus. Nur wäre Fantasy nicht Fantasy, wenn nicht auch Zauberer und Elfen, Zwerge und Orks durch die Geschichten spuken würden. Früher fand das Spiel nur in der Fantasie statt. In Wirklichkeit versammelten sich Burgherren, Zauberer und Ritter um einen Tisch und spönnen an ihren Handlungen und Charakteren. Inzwischen ist daraus eine zweite Wirklichkeit geworden, die die Fantasyspieler draußen in der freien Natur beim so genannten LARP ausleben (Life Action Role Playing). „Condra" ist das Land, in dem sie leben.

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Edle und Arme: Die „Condrianer" stellen im Festzug zum Monschauer Stadtjubiläum das Mittelalter dar, links Vorsitzender Lars Raasch.
Foto: S. Kurth

Wir haben vier Jahre condreanische Geschichte." Mit allem Drum
und Dran. Nicht nur mit Charakteren, die immer wieder auftauchen, auch mit Orten, die in der fantasievoll gestalteten Landkarte Condras eingezeichnet sind. Und wie im richtigen Leben gibt es nach so langer Zeit auch viele „offene Enden" in der Geschichte. So ein Spiel, an dem im Durchschnitt 150 bis 200 Akteure teilnehmen, muss also minutiös vorbereitet werden.

Die Kelly-Family ?

Die Spielleiter schreiben ihr „Drehbuch" - Anfang, Zwischenstücke und Ende der Geschichte - vor Ort „und hoffen, dass dieses Drehbuch den ersten Kontakt zu den Spielern überlebt". Aber ein paar technische Hilfsmittel sind ja nicht verboten: „Seit dem vierten Con - so heißen die Treffen - arbeiten wir mit Funkgeräten, und das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht." Vor der Schlacht wird halt noch einmal der „Mann im Ohr" befragt...

Wenn man versehentlich 'mal vor Publikum spielt, kann eine solche Rückversicherung ja nicht schaden, wie zum Beispiel bei einer kleinen Feldschlacht, die auf der einen Hälfte des Jugendzeltplatzes Dreistegen in Monschau stattfand. Die andere Hälfte hatte eine Jugendfeuerwehrgruppe gemietet - und die spendete denn auch gebührend Applaus von der anderen Seite des Ufers.

Wald, Zeltplätze, Burgen: Das ist die Welt der Mittelalter-Fantasyspieler - da ist die Landschaft der Eifel natürlich ideal. Und die Monschauer Gassen im Prinzip auch. Ausgehend vom Vereinslokal „Haller" spielte „Condra" jüngst an einem Samstagnachmittag in der Altstadt, wo sich mancher knipsende Tourist schon fragte, ob er etwa der Kelly-Family begegnet war? (-th)

Weitere Infos im Internet:
www.condra.de

Kontakt

Das Fantasy-Rollenspiel ist ein Hobby, in das man viel Zeit investieren kann, aber nicht muss. „Man kann ruhig 'mal 'reinschnuppern", sagt Susanne Evans vom Imgenbroicher Verein „Condra". Das Durchschnittsalter der Spieler liegt bei 20 bis 25 Jahren; das jüngste Mitglied ist 16 Jahre. Aber auch das ,Mittelalter' interessiert sich immer mehr dafür. Wer einmal bei „Condra" mitmachen möchte, kann sich an Susanne Evans (02472/69 00) wenden.